Die Energiekrise betrifft vor allem kleine Unternehmen. Deren Verschwinden wäre ein Verlust für eine vielfältige Stadt
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stiegen die Preise für Strom und Gas. Die hohen Preise belasten nicht nur private Haushalte, sondern auch Unternehmen in Deutschland. Vor allem kleinere Firmen und familiengeführte Betriebe werden von den Mehrkosten stark getroffen. Da sie weniger Rücklagen haben, können sie weniger flexibel auf die Krise reagieren. Schlimmstenfalls droht die Insovenz. So geht es auch dem Antiquariat Findus in der Mönchgasse, das im vergangenen Herbst seine Türen geöffnet hat.
Im Schaufenster hängen antike Plakate und Gemälde, draußen stehen Schallplatten auf einem kleinen Holztisch. Drinnen erzählt Maria von Ehrenstein, wie positiv der Laden in Heidelberg aufgenommen wurde: „Ich bin sehr stolz darauf, dass die Leute gerne hierherkommen. Es kommen Studenten, alte Leute, wir haben Kunden, die bis aus Stuttgart kommen. Die Leute möchten bleiben, sie fühlen sich hier wie zuhause.“ Ihr ist der persönliche Kontakt zu den Menschen wichtig. Von Ehrenstein wünscht sich schnelle und unkomplizierte Maßnahmen zur Entlastung, doch bisher bekomme das Geschäft keine Hilfen. Im Herbst letzten Jahres kündigte Wirtschaftsminister Robert Habeck die Unterstützung der Wirtschaft durch drei Entlastungspakete an.
Neben dem sogenannten Dezember-Abschlag, der Haushalte und mittlere und kleine Unternehmen direkt entlasten soll, sind das hauptsächlich die Gas- und Strompreisbremsen. Dazu werden ab Januar diesen Jahres die Strom- und Gaspreise gedeckelt. Die Entlastungen werden im März 2023 in Kraft treten und rückwirkend auch für Januar und Februar gelten. Zwar sinken die Preise aktuell wieder, befinden sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. Neben den hohen Energiepreisen seien auch die allgemeinen Preissteigerungen und die Inflation ein Problem für das Geschäft.
Durch die Mehrbelastung sinke die Kaufkraft der Menschen: „Es sind nicht nur die Kosten viel höher geworden – nicht nur die Miete, auch die Heizung und der Strom – sondern die Kunden geben nicht so viel Geld aus. Und wenn ich nicht genug habe, um die Heizung zu bezahlen, wie kann ich es dann in einem Laden ausgeben?“ Trotz der hohen Kosten, welche die Eröffnung im Herbst überschattet haben, ist von Ehrenstein froh, dass die Eröffnung des Ladens möglich war. Sie betont, wie wichtig unabhängige Geschäfte für die Stadt sind: „Heidelberg hat ein Flair, das haben nicht viele Städte.
In den Städten sind immer die gleichen Läden, die großen Ketten. Es ist egal, in welche Stadt du gehst, du gehst immer in das Einkaufszentrum, und du siehst die gleichen Geschäfte, egal wo. Läden wie dieser machen eine Stadt besonders.“ Diese Vielfalt gelte es zu fördern, durch die hohen Preise ist sie aber bedroht – auch in Heidelberg. Von Ehrenstein wünscht sich neben der Unterstützung für Unternehmen auch mehr Hilfe für die Menschen allgemein. Zur Situation in ihrem Geschäft sagt sie: „Wir müssen ein bisschen durchhalten. Der Winter geht langsam vorbei, und dann brauchen wir keine Heizung mehr.“ Doch danach sieht es erstmal nicht aus, denn in diesem Moment fängt es draußen an zu schneien.
von Julia Liebald
Julia studiert Geschichte und Germanistik und ist seit 2020 beim ruprecht aktiv. Nach der Leitung der Ressorts Studentisches Leben und Weltweit interessiert sie sich inzwischen vor allem für das Layout.