„Vitaler, heterogener, grüner“ – unter diesen Schlagworten soll nun offiziell der Masterplan für das Patrick-Henry-Village* umgesetzt werden. Der Heidelberger Gemeinderat hat mit einer knappen Mehrheit für die von Stadt und Internationaler Bauausstellung (IBA) vorgestellten Pläne gestimmt. Die ehemalige US-Wohnsiedlung im Südwesten Heidelbergs soll als „Zukunftsstadtteil” Wohnraum für mindestens 10.000 Menschen sowie 5000 neue Arbeitsplätze bieten. Doch für einige wird es keinen Platz mehr geben: Das dort beheimatete Landesankunftszentrum für Geflüchtete muss auf das Gewann Wolfsgärten umziehen.
Sowohl die knappen Abstimmungszahlen, als auch die Demonstration auf dem Marktplatz am Sitzungstag zeigen, dass es sich um keine einfache Entscheidung handelte. Doch die laute Kritik an der geplanten Verlegung ist unterschiedlich motiviert. Zum einen folgt durch den Bau eines neuen Ankunftszentrums in Wieblingen die Versiegelung von rund acht Hektar Ackerfläche – trotz ausgerufenem Klimanotstand im vergangenen Jahr. Überrascht reagierten daher Wähler und Wählerinnen der Heidelberger Grünen-Fraktion, welche sich im Gemeinderat mehrheitlich für den Masterplan aussprach. Klimaschützer der Eppelheimer Liste sind empört: „Die Parteifarbe Grün schmückt dort längst nicht mehr das Programm”, äußert sich die Wählervereinigung auf ihrer Homepage.
Ähnlich harte Worte wählt auch Lothar Binding, der Heidelberger Bundestagsabgeordnete der SPD. Dieser schrieb auf Twitter: „Bei der Standortentscheidung zum Ankunftszentrum haben die Heidelberger Grünen bei vollem Bewusstsein ihre Menschlichkeit verloren.” Denn neben den ökologischen Folgen betonen die Sozialdemokraten vor allem die Konsequenz für Geflüchtete und ehrenamtliche Mitarbeitende. Durch die Verlagerung in das Randgebiet sieht man die Heidelberger Willkommenskultur gefährdet: „Integration kann nur in der Mitte der Gesellschaft gelingen”, erklären Nina Gray und Sören Michelsburg aus dem Kreisvorstand der SPD. In der vergangenen Woche beschloss die Partei daher, sich einem Bündnis von Gegner*innen anzuschließen, die nun ein Bürgerbegehren in Gang bringen wollen. Ob Heidelbergs Einwohner*innen anders entscheiden werden, wird die geplante Unterschriftensammlung zeigen.
Von Cosima Macco
* So soll der Stadtteil nicht mehr lange heißen: Die amerikanischen Bewohner*innen der Siedlung tauften sie in den fünfziger Jahren nach dem prominenten Politiker der Unabhängigkeitsbewegung. Da Patrick Henry allerdings keinerlei Bezug zur Region aufweist, sieht die Stadt eine Umbenennung für das Jahr 2021 vor.