Unsere Reihe zum Matilda-Effekt
Rosalind Franklin ist der Name, der vielen in den Sinn kommt, wenn die Rede von missachteten Wissenschaftlerinnen ist. Doch auch die Geschichte, die sie in Großbritannien als „Dunkle Lady der DNA“ bekannt machte, schenkt ihr nicht die Anerkennung, die sie verdient.
In der Schule stellt sich schnell heraus, dass die im Jahr 1920 geborene Rosalind Elsie Franklin naturwissenschaftlich begabt ist. Schon mit sechs Jahren gehört die Arithmetik zu einem ihrer liebsten Hobbies. Mit fünfzehn träumt sie davon, Wissenschaftlerin zu werden und schließt später ihr Studium an der University of Cambridge in Physikalischer Chemie ab.
In ihrer ersten Karrierephase nach Abschluss des Doktortitels erlernt sie in Paris die Röntgenkristallographie. Dies dient ihr als Grundlage für ihre Experimente in der DNA-Forschung am Kings College in London.
Dort differenziert sie zum ersten Mal klar zwischen den zwei Formen der DNA. Sie zeigt zudem, wie groß das Molekül wirklich ist und liefert indirekt den Beweis, dass es aus zwei gegenläufigen Strängen einer Doppelhelix besteht. All dies hält sie in einem Bericht fest, der ohne ihr Wissen an Francis Crick und James Watson gerät. Sie erforschen zur selben Zeit wie Franklin an der Cambridge University die DNA-Struktur.
Anders als häufig behauptet, helfen damals ihre gesamten Erkenntnisse den beiden dabei, die Struktur des Moleküls zu bestätigen und später dafür den Nobelpreis zu gewinnen – nicht nur ein einziger, heimlicher Blick auf ihr berüchtigtes Bild der DNA, das ‚Photo 51‘. Wie sie ein Jahr nach der Veröffentlichung zugeben, wären Watson und Cricks Ergebnisse ohne Franklin wahrscheinlich unmöglich gewesen. Mit dem Spitznamen „Rosy“ beschreibt Watson später in seiner Autobiografie seinen Eindruck von ihr – nicht feminin genug. Zudem bezeichnet er sie teils als Laborassistentin und behauptet, ihm sei mit einem einzigen Blick auf Franklins berühmtes Bild die Struktur der DNA klar geworden. Die gelehrte Kristallographin hätte monatelang das Bild unter der Nase liegen gehabt, ohne sich seiner Signifikanz bewusst zu sein.
Aufgrund ihrer Erkrankung an Eierstockkrebs stirbt Rosalin Franklin 1958. Vier Jahre bevor Watson und Crick zusammen mit Franklins damaligen Arbeitskollegen Wilkins den Nobelpreis gewinnen. Ihre Mitarbeit an den Entdeckungen zur DNA wird bei der Preisverleihung kein einziges Mal anerkannt. Zunächst wird Franklins Mitarbeit vergessen, später wird ihre Geschichte verdreht und stellt sie versehentlich als inkompetente, bestohlene Wissenschaftlerin dar.
In Wahrheit war Franklin eine leidenschaftliche Chemikerin, deren Arbeit den Grundstein für heutige Forschung in der Molekularbiologie legte.
Von Nastasja Weinmann






