Hast du dich schonmal gefragt, was geschehen muss, bis du diese ruprecht-Ausgabe in den Händen hältst? Ein Einblick in das Layoutwochenende der Redaktion
Es ist soweit: der erste Tag der Layoutwochenends-Woche. Again. Zumindest für die Leichtsinnigen, die dachten, ihre ehrenamtliche*Tätigkeit als Leitungsmitglied beim ruprecht würde sie im Anschluss an ihr Studium direkt in die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung katapultieren. Stattdessen hoffen sie, dass der ruprecht wenigstens irgendwann das Ansehen erhält, dass er auf der Website der Stadt Heidelberg unter „Printmedien regional“ aufgelistet wird. Eigentlich beginnt das einwöchige Wochenende erst am Redaktionsschluss. Die erste Autorin meines Ressorts schafft es nicht, die Deadline einzuhalten. Ich überlege mir Notfallpläne.
Sonntag, Tag 1 von 10
Redaktionsschluss. Ich habe noch keine Artikel bekommen, die ich redigieren könnte. Daher beginne ich damit, meinen eigenen Artikel zu schreiben, und hoffe, dass er heute fertig wird. Alternativ, dass mich die ruprecht-interne Kollegialität und die gönnerhafte Nachsicht der Ressortleiterin retten.
Montag, Tag 2 von 10
Ein Artikel hat mich erreicht! Leider habe ich den ganzen Tag keine Zeit dafür, ihn zu redigieren. Nach der Sitzung muss ich mich entscheiden: ruprecht-Stammtisch oder Redigat? Ich wähle mein Bett.
Dienstag, Tag 3 von 10
Redigieren!!!1!
Mittwoch, Tag 4 von 10
Wenn wir eine Printausgabe haben wollen, müssen wir layouten. Jetzt. Verbarrikadiert in der Redaktion. Das bedeutet: An der Technik verzweifeln und immer schön zwischenspeichern.
Donnerstag, Tag 5 von 10
Artikel setzen und anschließend zum Korrekturlesen freigeben. Jede Seite muss sechs Mal gelesen werden. Eine E-Mail erreicht mich: Die Chefin vom Dienst fleht die Redaktion an, ab morgen zahlreich zum Korrekturlesen zu erscheinen.
Freitag, Tag 6 von 10
Nachmittag in der Redaktion. Nur zwei Leute sind zum Korrekturlesen da. Ansonsten gähnende Leere. Die Leitungsmitglieder lauern in den Ecken wie Hyänen und warten darauf, dass ihre Seiten drei Mal gelesen wurden, um sie den Korrekturlesenden aus der Hand zu reißen und die ersten Verbesserungen einzupflegen. Am Abend die Zwischenstandskonferenz der Leitung: Bisher keine größeren Krisen. Ausnahmsweise.
Samstag, Tag 7 von 10
Die verzweifelten Leitungsmitglieder versuchen, die Redakteur:innen in die Redaktion zu scheuchen. Egal, bei welchem Wetter. Egal, ob dein Hamster im Sterben liegt. Egal, ob deine Oma Geburtstag hat. Egal, wie verkatert du bist. Komm korrekturlesen! Die Chefin vom Dienst beginnt, in ihren Mails zu pöbeln. Adieu Diplomatie.
Dabei steht das Waterloo des Layoutwochenendes noch bevor: die Überschriftenkonferenz. Geplant sind zwei Stunden. Letztendlich dauert sie vier. Benommen torkeln wir danach mit Sauerstoffdefizit und schummriger Sicht aus dem kleinen Raum, in dem der Beamer hängt. Wir haben jegliches Zeitgefühl verloren. Um 02:38 Uhr wird der ruprecht zum finalen Korrekturlesen an die ganze Redaktion geschickt.
Sonntag, Tag 8 von 10
Es ist Nachmittag: Nur die Leitung ist da. Schweigen. Kommafehler werden korrigiert. Farbräume werden gecheckt. Jemand hat vergessen, die Silbentrennung einzuschalten und den Textumlauf anzupassen. Panik bricht aus. Irgendwie wird das Problem gelöst. Am Abend wird der fertige ruprecht an die Druckerei geschickt. Die Leitungsmitglieder gehen erleichtert nach Hause.
Montag, Tag 9 von 10
Alle wünschen sich Stammtisch, doch irgendjemand hat eine Redaktionssitzung durchgesetzt. Ideen für die nächste Ausgabe: Wie wäre es mit einem Atlas für irgendwas?
Dienstag, Tag 10 von 10
Der neue ruprecht ist da! Also: Verteilen, verteilen, verteilen. Doch während ihr den neuen ruprecht lest, wird der nächste schon geplant. Es ist ein Teufelskreis: Nach dem Layoutwochenende ist vor dem Layoutwochenende.
Von Mona Gnan
Mona Gnan studiert Germanistik im Kulturvergleich und Geschichte. Sie schreibt seit 2021 für den ruprecht. Mona berichtet gerne über Kultur, die Welt und alle möglichen Diskurse. Eigentlich über alles, was die Gesellschaft gerade bewegt - oder bewegen sollte.