In keiner anderen Situation im Alltag ist die Unterscheidung zwischen Frau und Mann noch so selbstverständlich wie beim Gang zur Toilette. Rock oder Hose schmücken die Tür. In Berlin natürlich pinkelt man schon lange unisex. Ist es Zeit für eine Klorevolution? Tim Bergmüller ist Vorsitzender des RCDS Frankfurt. Die Liste stimmte gegen Unisex-Toiletten auf dem Campus, lag damit aber in der Minderheit.
Zuletzt flammte auch an der Goethe-Universität Frankfurt die Diskussion um Unisex-Toiletten auf. Im neuen „Studierendenhaus“ soll es auf Initiative der Grünen und der Jusos nur noch Unisex-Toiletten geben. Dadurch sollen Menschen, die sich keinem Geschlecht zugeordnet fühlen, nicht mehr ‚diskriminiert‘ werden. Es wird aber auch eine Ausnahme geben: Eine Toilette zu der Männer (die sich auch als Mann fühlen) keinen Zutritt haben. Der Widerspruch zum eigentlichen Ziel der Befürworter, nicht mehr nach Geschlecht zu differenzieren, ist offensichtlich.
Auch abgesehen von solchen widersprüchlichen Auswüchsen wie in Frankfurt gibt es genügend Gründe gegen die Einführung von Unisex-Toiletten. Es ist lächerlich, wie aus unseren Toiletten ein Problem gemacht wird. Die Anzahl derer, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen oder können, ist verschwindend gering. Zwar gibt es kaum verlässliche Statistiken zum Thema, doch Schätzungen zufolge machen Trans- und Intersexuelle maximal 0,1 Prozent der deutschen Bevölkerung aus. An der Frankfurter Uni beträfe das also statistisch gesehen 46 Personen. Für diese soll nun ein riesiger Aufwand betrieben werden. Das Haus müsste teilweise neu geplant und berechnet werden. Nicht zuletzt deswegen haben wir uns gegen die Unisex-Toiletten in Frankfurt ausgesprochen.
Darüber hinaus haben wir in vielen Gesprächen und einer Umfrage festgestellt, dass viele Studenten getrennte Toiletten gut finden. Die Toilette wird oft als Rückzugsraum wahrgenommen, beispielsweise zum Zurechtmachen vor dem Spiegel. Dabei wollen die meisten nicht vom anderen Geschlecht gesehen zu werden, schließlich stylen sich viele gerade wegen des anderen Geschlechts. Außerdem sehen es viele der Befragten kritisch, wenn künftig Männer und Frauen nebeneinander am Pissoir stehen. Auch die hygienischen Zustände auf Männertoiletten, verursacht durch die berühmt-berüchtigten Stehpinkler, sind gerade Frauen ein Dorn im Auge. Männer wiederum sind über getrennte Toiletten froh, da ihr Waschbecken so nicht durch sich schminkende und stylende Damen dauerbelegt wird. In unserer Befragung haben wir festgestellt, dass es viele unterschiedliche Ansichten und Gründe gibt, wieso getrennte Toiletten gut sind. Und wir wagen daher einmal die Behauptung, dass sich ein weitaus größerer Anteil der Menschen an Unisex-Toiletten stören würde, als es momentan wegen der getrennt geschlechtlichen Toiletten der Fall ist.
Die Befürworter der Unisex-Toiletten führen auch die Gleichstellung von Mann und Frau ins Feld. Doch die Umstrukturierung der Toiletten kann und wird die Gleichstellung der beiden Geschlechter nicht verbessern. Nur weil Männer und Frauen künftig die gleiche Kloschüssel benutzen dürfen, wird das nicht zu mehr Frauen in Aufsichtsräten oder einer Angleichung der Löhne führen. So auch an der Universität Frankfurt: Statt die wirklichen Probleme an der Uni anzugehen, wie zum Beispiel Mensapreise oder Öffnungszeiten, kämpfen Grüne und Linke lieber für andere Toiletten. Dass die meisten das eher als Satire belächeln, ist ihnen vor lauter Ideologie gar nicht bewusst.
Auch die Überwindung der Geschlechter ist ein häufig zitiertes Argument für Unisex-Toiletten. Doch wie will man biologische und neurologische Fakten überwinden? Diese Tatsachen gehen völlig unter zugunsten von Ideologie und Profilierung statt einer fairen Debatte. Man will sich unbedingt über die beiden Geschlechter Mann und Frau hinwegsetzen, um der Welt zu beweisen, dass man anders ist. Lieber frei über den Regenbogen tanzen und das Einhorn reiten statt die U-Bahn zu nehmen.
Natürlich ist jede Art von sexueller Orientierung zu akzeptieren und zu respektieren. Doch sexuelle Orientierung lässt sich nicht an dem Piktogramm auf der Toilettentür festmachen. Wir glauben nicht, dass die Toiletten zu den Problemfeldern unserer Gesellschaft gehören. Lasst uns die Gleichberechtigung von Mann und Frau dort angehen, wo es einen Nutzen hat und nicht zur Komödie verkommt. Es gibt essentiellere Herausforderungen als die Illusion einer Gleichstellung oder Überwindung der Geschlechter auf der Toilette.
Alleine die letzten beiden Absätze zeigen, dass der Autor den Unterschied zwischen Gender und Sexualität überhaupt nicht verstanden hat: “Doch sexuelle Orientierung lässt sich nicht an dem Piktogramm auf der Toilettentür festmachen.” Wie kommst du denn jetzt von Unisex-Toiletten auf die sexuelle Orientierung der Nutzer des Locus? Dass es sich hier um ein Mitglied des RCDS handelt, hätte man im einleitenden Text nicht mehr mitteilen müssen, denn das wird schon aus seiner verstaubten Weltanschauung deutlich, die der Beitrag mehr als deutlich widerspiegelt. Vielen Dank, dass du einmal mehr gezeigt hast, dass unsere Gesellschaft noch sehr, sehr viel Aufklärungsbedarf hat…
Sehr guter Artikel. Der Autor hat alles auf den Punkt gebracht. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob die Gesellschaft verrückt ist oder eben ich selbst? Denn es gibt genug Leute (wie zum Beispiel mein Vorredner), die sich als Klugscheißer angeben, tragen in der Tat eine falsche Maske der besagten “Toleranz”, nur weil es heutzutage im Trend ist, den Mund aufzumachen und sich für jede Abweichung einzusetzen. Natürlich darf jeder sein Leben so leben, wie er möchte, solange aber seine Sichten nicht der ganzen Welt aufgezwängt werden. Denn überall gibt es Widersprüche. Ein Beispiel: Wenn ich morgen beschließe, dass ich ein Tier bin, werde ich in einer Irrenanstalt eingesperrt. Eine Sondertoilette für mich im öffentlichen Raum? Kann ich vergessen. Die Tatsache bleibt: Die Natur kann man aber nicht ableugnen.